Warum Berlin?  Berlineine Stadt, der unbegrenzten Möglichkeiten. Eine Stadt, die immer einen Sonderweg einschlug, historisch sowie kulturell. Während der Raum Berlin schon vor bald zwanzigtausend Jahren, zum Ende der letzten Eiszeit von Menschen besiedelt wurde, bekam die Stadt ihren schönen Namen dann vor bald 800 Jahren. Bis heute ist viel passiert. Wie ruhig es damals hier gewesen sein muss und wie dunkel in der Nacht. Wenn heute der Strom ausfällt, spürt man vielleicht den leichten Hauch einer Idee davon.

♪ „Du bist verrückt, mein Kind, du mußt nach Berlin, wo die Verrückten sind, da gehörst du hin!“.♪

Damals mögen es andere Gründe gewesen sein, welche Menschen dazu veranlassten nach Berlin zu gehen. Und heute, im Jahr 2018, zieht es immer noch viele Menschen hier her. Die Hauptstadt wächst weiter und es wird langsam eng im Ring. Berlin ist nicht nur Zuhause, sondern Zusammenkunft von unterschiedlichsten Lebewesen, Kulturen und Interessen.

Während CEOs morgens in einem der Bezirke, die auf -berg enden, mit der U-Bahn zur Arbeit fahren, tummeln sich Wildschweine gerade zurück in den Spandauer Forst. Wenn sich Busfahrer nachts um 3 Uhr auf den Weg zur ersten Fahrt des Tages begeben, wanken Berghain-Besucher gerade in ihre WG zurück. Ein letzter noch: Während sich gerade jemand einen Alpakawolleschal von der Garderobe nimmt, um dann durch die Tür der 80m²-Wohnung zu gehen, dreht sich irgendwo unter einer Rolltreppe liegend, jemand nochmal um und schläft noch ein paar Minuten weiter. Ja, das ist Berlin. Und auch irgendwie die Welt. Also ist Berlin die Welt?

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Hier unter der Rolltreppe klingelt morgens manchmal ein Wecker…

Der Antwort auf diese Frage wollte ich mich noch etwas weiter nähern. Ich, als Berlinerin, muss jedoch zugeben, dass ich wohl etwas voreingenommen bin, was diese Stadt betrifft. Ich leb ja nun mal schon fast mein ganzen Leben über hier. Als ich in der Schule im Deutschunterricht die Aufgabe erhielt, ein Liebesgedicht zu verfassen – um diese Form kennenzulernen –, rate mal, an wen dieses gerichtet war?

Ja, an Berlin.

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Um nun etwas Neutralität mit einer Prise Gefühl reinzubringen und da ich, in einem internationalen Umfeld arbeitend, immer wieder mit der Frage „Und was machst du hier?“ konfrontiert werde, habe ich mich da mal konkret umgehört und einigen Menschen eine Frage gestellt. Nur eine Frage: Was hat dich nach Berlin verschlagen?

Warum Berlin?

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4 Jahre in Berlin

„Also mich hat ursprünglich die nahezu grenzenlose berufliche Perspektive nach Berlin gezogen. An Entfaltungsmöglichkeiten mangelt es hier nicht. Die schon fast berühmte kulturelle Vielfalt kannte ich einerseits schon von meinen vielen Besuchen zuvor, diese aber zu leben und ein Teil davon zu sein ist allerdings auch nochmal eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte.“

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2x 6 Monate, jetzt ungefähr 5 Jahre in Berlin

„An Berlin haben mich schon immer die vielen Möglichkeiten, die komplette Bandbreite an Menschen und Kulturen, die historische Bedeutung und reiche Geschichte, aber auch die geographische Lage fasziniert und eine Entscheidung für Berlin wieder leicht gemacht. Ist nicht ohne Grund das 3. Mal, dass ich wieder hier bin, was wohl schon mehr Leuten so gegangen ist. Zusammengefassst läuft es auf die sympathisch schnörkellose Direktheit der Berliner hinaus, die für eine immer wieder notwendige Erdung oder auch ein gutes Aufregen sorgt, gepaart mit dem Angebot an so vielen Initiativen, kleinen Geschäften oder auch Parties die sich Toleranz, Umweltschutz oder dem Miteinander in der Nachbarschaft verschrieben haben und so ein Gefühl des Bleiben-Wollens und der Heimat schaffen.“

3 Jahre in Berlin

„erstmal war in wolfsburg in 2011 und habe eine Mfg nach berlin gemacht in november. ich fand die stadt so geil – habe die türkische erfahrung gemacht in cafés, mit musik und uzo und alles drum und dran und fand es cool in zoologischer garten was zu erleben. habe entschieden zurück zu kommen weil ich nur B1/B2 Deutsch hatte und es unbedingt verbessern wollte. deshalb kam ich in 2015 nach meinem Studium wieder.
Ich habe mich in der freiheit der Stadt verliebt – das wetter war auch super und ich habe gelernt mit weniger umzugehen (also nicht so materialistisch zu sein und kreativer zu werden) früher hatte ich leider nur jobs wo man wenig Kreativität gebraucht hat und fand es einfach so schön hier marketing zu lernen und in der Stadt jeder woche etwas neues zu erleben. wollte erstmal 1 jahr hier bleiben und habe letztens mein 3. jahr gefeiert mit pläne hier zu bleiben.
zusammenfassung: habe mein deutsch 40-50% verbessert und habe meine beste freunden hier kennengelernt“

3 Jahre in Berlin

„Puh, das ist eine gute Frage. Seit knapp 3 Jahren bin ich nun in Berlin. Warum genau diese Stadt, weiß ich eigentlich gar nicht genau. Nach meinem Uni-Abschluss ging es auf Jobsuche. Berlin bzw. Deutschland im allgemeinen stand damals nicht wirklich auf meiner Liste. Irgendwie habe ich mich dann aber doch hier auf einen Job beworben und diesen auch prompt bekommen. Die Entscheidung fiel mir dann eigentlich ziemlich leicht und hab meine sieben Sachen gepackt und bin in den wilden Osten gezogen. Denn an sich ist Berlin ja gar nicht so schlecht, oder?“

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5 Jahre und 8 Monate in Berlin

„Bei meinem ersten Besuch in Berlin stellte ich fest: hier muss ich einmal gelebt haben. Ich war fasziniert von der Weite der Straßen und Plätze, auch als Symbol, hier hat jeder Platz für sich, seine Eigenarten und seine Kreativität. Stadtgärten mit Blumen in Schuhen und Handtaschen, ein Nachtclub unter einem alten Swimmingpool, schräge Vögel, Karaoke im Freien, Demos gegen die Zwangsräumung bei einer Rentnernachbarin oder ein besetztes Haus voller Künstler mitten in der Stadt war nur der Anfang, womit mich Berlin eingefangen und bis heute nicht mehr losgelassen hat. Aber erst 7 Jahre später, als der nächste Schritt für meinen damaligen Freund und mich eine Eigentumswohnung am Stadtrand von Graz gewesen wäre, schickte ich die erste Jobbewerbung nach Berlin. Der Herausgeber einer Zeitschrift rief mich am selben Tag noch an und fragte, wann ich denn in Berlin sein kann. 9 Tage später kam ich mit 2 Koffern in der Stadt an. Berlin was calling. Die Stadt bot mir den Raum, den ich brauchte. Hier konnte ich in der Anonymität untertauchen. Berlin ist “leben und leben lassen”, hier kann ich sein wer ich bin, ohne verurteilt zu werden oder aufzufallen.
Die Stadt ist nicht freundlich und erbarmungslos direkt, aber das macht sie authentisch, was ich paradoxerweise an ihr liebe.

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Ich bedanke mich hiermit nochmal ganz herzlich bei den lieben Menschen, die mir diese Worte zukommen lassen haben.

Hinterlasse mir gerne einen Kommentar. Oder schau dir doch mal Orte in Berlin ohne Touristen oder ein paar einen meiner Ausflugstipps von Berlin aus an.

Warum bist du in Berlin?

 

Ein Kommentar

  1. Netter Beitrag, ich habe bis 1994 im Randgebiet gelebt (KWH), war sehr oft in Berlin. Ja, die Stadt hat sich sehr gewandelt, seit dieser Zeit und das ist gut. Wie wird es wohl in weiteren 25 Jahren aussehen? Es wird sehr interessant sein, diesen Beitrag dann noch einmal zu lesen.
    Viele Grüße Thomas

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